22.02.2016


† 20.02.2024 - Hippocrate, ein Anglo-Francais aus einem französischen Tierheim, seit dem 23. Januar 2016 bei uns!

Hippo - Die Entscheidung

Nachdem ich mehrere Wochen eine schlimme Grippe hatte, die mich sehr geschwächt hat, geht es mir jetzt wieder etwas besser, so dass ich endlich über Hippocrate, bei uns Hippo genannt, schreiben werde. Aber zuerst einmal ein wenig Hintergrund Info.

Es war der 6. Dezember 2015 als wir wieder einmal einen Notruf erhielten aus Frankreich. Eine Meute von Anglo-Francais (in Frankreich nur Anglos genannt) war beschlagnahmt worden, für viele zu spät, viel zu spät!!! Die Hunde waren 1 ½ Monate bis 7 Jahre alt! Ihr Halter hatte sie sich selbst überlassen in einem Gehege, ohne Futter und Wasser. 24 Hunde lebten noch, waren völlig abgemagert, hatten Räude und einige hatten bereits eine Niereninsuffizienz und kamen sofort in eine Tierklinik. Welpen und ältere Hunde waren bereits verendet. Um diese Hunde zu retten, hatte das französische Tierheim ein provisorisches Gehege errichtet, weil alle Tierheimzwinger belegt waren.

In Frankreich haben diese wundervollen Hunde kaum eine Chance auf Vermittlung. Es sind eben „nur“ Meutehunde. Wer keine Lust mehr hat sie zu halten oder wenn sie jagduntauglich sind, lässt man sie verhungern oder sie werden zum Sterben ausgesetzt oder in Tierheimen abgegeben, wo sie oft vergeblich auf Adoptanten warten und schließlich auch dort eingeschläfert werden müssen wegen Platzmangel. Es gibt einfach zu viele von ihnen! Glücklicherweise hatten sich mehrere Tierheime in Deutschland und einige Privatpersonen bereit erklärt, die meisten der Hunde aufzunehmen, doch nicht Hippo. - In seiner Beschreibung stand, dass er HD hat und man sich seiner Hüfte annehmen müsste. Wer kann das für diesen wunderschönen Hund tun?

Eine Mitarbeiterin eines der Tierheime in Deutschland, die zugesagt hatte mehrere dieser Hunde aufzunehmen, hatte uns gefragt ob wir Hippo aufnehmen würden. Da Hippo aber erst 4 – 5 Jahre alt ist haben wir gezögert. Unsere beiden Anglos, Ben und Maurice und auch unser Ariegeois Edjaah sind bereits ca. 12 Jahre alt. Wenn wir noch einmal einen Hund aufnehmen würden, hatten wir beschlossen nur einen alten Hund aufzunehmen, den niemand haben will. Aber Hippo war ein Notfall. Nach der Beschreibung aus Frankreich war davon auszugehen, dass er mehrere Operationen brauchen würde.  Wir sagten zu. Wir würden Hippo erst mal dem Chirurgen in Berlin vorstellen, der bereits mehrere unserer Hunde operiert hat und nach den Kosten für die Operationen fragen. Wir würden uns bemühen dafür Spenden zu bekommen, da wir nicht so viel Geld haben. Irgendwie würden wir das schaffen, dachten wir uns, denn da, wo ein Wille ist wird sich auch ein Weg finden lassen. Das war der Plan.

Fotos aus Frankreich von der Beschlagnahmung.


Beate Busse

 

22.02.2016

Hippo - Ankunft und die ersten Tage

Am 23. Januar kam Hippo bei uns an. Da der Transport nicht in unsere Region führte, hatte sich die Tierschützerin Kathi, die wir kennen, bereit erklärt ihn in ihrer Gegend vom Transporteur abzuholen und hatte ihn eine Woche bei sich aufgenommen. Der Abschied von Hippo fiel ihr sehr schwer. Kathi und ein weiterer Tierschützer, Matthias, transportieren dann Hippo via Fahrkette zu uns, eine lange Fahrt für jeden von ihnen. Ein ganz großes Dankeschön an Euch beide dafür. Auch bedanken möchte ich mich bei Viviane, die die Transportkosten aus Frankreich für Hippo übernommen hat.


Die ersten Tage war Hippo ein jämmerliches Häufchen Angst! Er hatte vor uns Menschen Angst und er hatte sogar Angst vor den anderen Hunden. Er sah so traurig aus, dass mir oft die Tränen kamen. Ich war mir sicher, dass er die anderen Hunde aus der Meute vermisste. Ganz langsam versuchten wir die Zusammenführung mit den anderen Hunden und ließen ihn immer nur mit ein paar unserer Hunde zusammen laufen in einem extra Gehege. Unsere Befürchtung war, dass er auf dem ca. 15 Tausend Quadratmeter großen eingezäunten Grundstück sich irgendwo in den steilen Hängen oder in den dichten Schlehenhecken verstecken würde und wir ihn nicht zurück ins Haus bekommen würden. Er hatte nämlich riesige Angst davor angeleint zu werden. Nachts setzten wir ihn erstmal in ein extra Zimmer, um ihm Zeit zu geben sich langsam an die neue Umgebung zu gewöhnen. Doch das gefiel ihm offensichtlich gar nicht.  Eines nachts hatte er die Gardinen am Fenster heruntergerissen, samt Stange und sie zerfleddert.


Am 10. Tag nach seiner Ankunft ließen wir ihn zu den anderen Hunden. Seine Angst vor uns und den anderen Hunden hatte sich etwas gelegt und wir befürchteten nicht mehr, dass er versuchen würde vor uns zu fliehen. Eines Tages fehlte eine der Kuscheldecken in den Hundekörben. Hippo hatte sie nach draußen geschleppt und in einen der Schweineställe gelegt. Am nächsten Tag, nachdem wir kurz einkaufen waren sahen wir, dass aus acht Körben die Decken verschwunden waren. Hippo hatte sie auf dem ganzen Grundstück verteilt. Nicht lustig, dachte Nick. Am darauffolgenden Tag versteckte er sich und sah wie Hippo grad dabei war eine Decke durch die Hundeklappe nach draußen zu tragen. Er nahm sie ihm ab, sagte dreimal laut nein und legte sie zurück in den Hundekorb. Danach hat Hippo das nie wieder getan.

Beate Busse

22.02.2016

Hippo - Gute Nachrichten


Ein paar Tage nachdem Hippo bei uns angekommen war, machten wir einen Termin bei unserer Tierärztin. Neben einer allgemeinen Untersuchung ließen wir ein großes Blutbild machen und einen kompletten Check für alle Mittelmeerkrankheiten. Zu unserer Freude war das große Blutbild in Ordnung, ebenso hat er keine Mittelmeerkrankheiten. Gleich als Hippo angekommen war hatten wir auch einen Termin bei dem Chirurgen in Berlin gemacht. 2 ½ Wochen später standen wir mit Hippo im Behandlungsraum des Chirurgen. Er untersuchte ihn ganz genau, beugte, drehte und zog an seinen Hinterbeinen, tastete die Wirbelsäule ab. Keine Reaktion von Hippo, also keine Schmerzen. Danach machte er mehrere Röntgenaufnahmen der Hinterbeine und der LWS. Dann kam der Moment, wo ich den Arzt am liebsten umarmt hätte. Hippo hat keine HD, er hat keine Arthrosen im Bereich der Hüftgelenke, LWS ohne besonderen Befund, es gibt keine klinischen Beschwerden!!! Stellung der Hinterbeine ist „kuhhessig“ (x-beinig). Das war die Bezeichnung die Kathi für die Fehlstellung seiner Hinterbeine benutzt hatte. Hippo hat eine Coxa valga, in seinem Fall ist es ein sehr steiler Stand des Oberschenkelhalses. Der Grund dafür ist eine Deformation des Oberschenkelknochens. Auf dem RÖ-Bild ist eindeutig zu sehen, dass der Oberschenkelknochen nicht gerade, sondern sichelförmig geformt ist, weshalb das Becken nach caudal abfällt. Das ist wahrscheinlich angeboren. Im Alter wird Hippo möglicherweise Arthrosen bekommen, aber das ist noch lange hin. Jetzt ist Hippo absolut schmerzfrei und braucht keine Operation! 


Beate Busse

24.02.2016

Hippo – und seine neuen Freunde


Wir waren davon ausgegangen, dass Hippo ein sehr kranker, von Schmerzen geplagter Hund sei, der mehrere Operationen brauche würde, gefolgt von einer langen Rekonvaleszenz. Es hatte sich jedoch herausgestellt, dass das nicht der Fall ist. So stellte sich uns die Frage ob wir ihn behalten werden oder abgeben werden. Diese Frage wurde zu einer komplexen Gretchenfrage, auf die ich wochenlang keine klare Antwort geben konnte.


Körperlich war Hippo gesund, aber die Wunden an seiner Seele werden noch lange nicht verheilt sein. Würden wir ihn abgeben, so hätten wir Platz für einen neuen Notfall. Was würde für Hippo eine Umsetzung in ein neues Zuhause bedeuten, wo er sich so sehr bemühte hier alles richtig zu machen?  Fragen über Fragen quälten mich. Ich hätte keine Antwort auf meine Fragen finden können, solange ich davon ausging, über die Zukunft dieses Hundes bestimmen zu dürfen als sei er ein Gegenstand, wie ein Stuhl, den ich mir heute ins Wohnzimmer stelle, morgen verschenke, um mir dann später einen neuen Stuhl zu holen.   


Ich begann Hippo genau zu beobachten und bemühte mich dabei objektiv zu bleiben. Aus einem Hund, der anfangs in Panik vor uns flüchtete ist nun ein Hund geworden, der uns schwanzwedelnd und lautstark begrüßt, wenn wir nach kurzer Abwesenheit nach Hause zurückkommen und der uns im Haus hinterherläuft und anstupst, um gestreichelt zu werden. Das Misstrauen unseren Hunden gegenüber ist verschwunden. Unsere Hunde haben es ihm leichtgemacht. Alle von ihnen haben ihn von Anfang an akzeptiert und ihm geholfen sich in ihrer Mitte wohlzufühlen. Hippo verhält sich auch friedlich gegenüber unseren Katzen und unseren Minischweinen. Er hat verstanden, dass auch sie zu seinem neuen Rudel dazugehören.   


Die Frage ob er bleiben darf oder nicht ist nun endlich vom Tisch. Hippo hat uns gezeigt, dass er bleiben will.


In unserem Rudel hat Hippo seinen Platz gefunden – und in unseren Herzen auch.



Über Patenschaften für seinen Unterhalt würde sich Hippo freuen. (Link: Downloads Patenschaften Formular)

Beate Busse

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